Herzogsreut. Herzogsreuter sind leidensfähig. Und haben einen Sturschädel. Setzen sich die Bewohner des kleinen Dorfes am Fußes des Haidels etwas in den Kopf, sind sie bereit, alles dafür zu geben. Das wird rund um den Mühlberg-Lift, den die Dörfler ehrenamtlich betreiben, immer wieder deutlich. Ebenso, was das Nostalgierennen „130 Jahre Skisport Herzogsreut“ betrifft. Doch selbst größte Kraftanstrengungen haben letztlich nicht verhindern können, dass diese historisch-sportliche Veranstaltung nun nicht, wie ursprünglich geplant, am Samstag, 22. Februar 2025, stattfinden kann. Aber es gibt einen Nachholtermin…
„Die Winter sind einfach keine Winter mehr – es ist zum Verzweifeln…“, hadert Dieter Damasko, Wintersport-Abteilungsleiter des SC Herzogsreut und in dieser Funktion Organisationschef des historischen Skilaufes, den das Onlinemagazin da Hog’n als Medienpartner begleitet. Die zur kalten Jahreszeit übliche (und durchaus gute) Schneesituation ist Geschichte – zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt: Regen und wärmere Temperaturen haben selbst letzte Reserven dahinschmelzen lassen. Auf der eigentlich angedachten Piste von Schwendreut („Glosan„) ins Herzogsreuter Dorfzentrum dominiert derzeit kein strahlendes Weiß, sondern tristes Braun.
Ein letzter Versuch, selbst „Frau Holle“ zu spielen und für eine gewisse Schneemenge zu sorgen, scheiterte. Der Plan: Mittels Miststreuer sollten mühsam zusammengesuchte Reste von Schnee ausgebracht werden, um diesen dann neu zu verdichten. Letztlich entschied man sich aber doch gegen jene Not-Variante, denn: Einerseits sind kurzfristig (zu) warme Temperaturen angesagt, andererseits wäre der Aufwand dann doch zu groß. Und auch das äußere Erscheinungsbild spielt eine gewisse Rolle. „Ein weißer Streifen in ansonsten eher frühlingshafter Umgebung ist nicht unbedingt das, was für einen historischen Skilauf steht“, erklärt Damasko.
Eduard Hauenstein würde ihm wohl zustimmen. Der Forstassessor war es, der 1895 eines der ersten Skirennen Deutschlands in Herzogsreut ausrichtete. Ein Ereignis, auf das man im Ortsteil der Gemeinde Hinterschmiding inzwischen traditionell zurückblickt: erstmals 1995 zum 100-Jährigen, 2005 und 2015 erneut. 2020 wurde das geplante Jubiläum zum Corona-Opfer. Und auch 2025 waren offenbar alle Planungen umsonst – zumindest vorläufig. „Wir geben nicht auf“, zeigt sich Abteilungsleiter kämpferisch. „Das Rennen ist nicht abgesagt, sondern verlegt – auf den 27. Dezember. Und dann hoffen wir auf bessere Verhältnisse.“ Da ist er wieder, der typische Sturschädel und die viel gepriesene Leidensfähigkeit der „Heijzheisana“…
Bildunterschrift: Berthold Brandl, Platzwart beim SC Herzogsreut, spielte „Frau Holle“: Mittels Miststreuer versuchten die Herzogsreuter kurzzeitig noch, eine Piste für das Nostalgierennen zu präparieren. Letztlich wäre der Aufwand aber doch zu groß gewesen…